Jeden Monat Juli: Was ein Hund in unserer Schule macht

Gerade hat unser Förderverein eine Spende in Höhe von 500,- Euro für den Schultherapiehund Juli überwiesen. Das ist ein guter Anlass, einmal genauer über dieses Projekt zu informieren:

Juli ist ein weiblicher, dunkelbrauner Kurzhaar-Labrador, geboren im Juli 2016. Sie gehört Herrn Baarck, dem Klassenlehrer der jetzigen 7b und kommt regelmäßig mit ihm in den Unterricht.

Schul-Therapie-Hund Juli

Wie kam Juli an unsere Schule?

Selbst mit Hunden aufgewachsen, trug Herr Baarck den Wunsch nach einem Hund schon lange mit sich herum. Da so ein Hund aber erstens viel zeitliche Zuwendung und zweitens am besten auch eine Aufgabe braucht, hatte er bisher darauf verzichtet, da sich beides nicht mit dem Lehrerberuf vereinbaren ließ. Beim Besuch einer Schülerin im Hesterberg wurde Herrn Baarck jedoch der Schultherapiehund einer dortigen Lehrerin vorgestellt. Dadurch stieß er auf dieses interessante Fachgebiet. Als auch beim Tag der offenen Tür im Internat Louisenlund von Hunden im Unterricht berichtet wurde, rückte das Thema immer mehr in den Fokus. Die Möglichkeit, einen eigenen Hund zu besitzen und gleichzeitig das Schulleben mit einem Schultherapiehund zu bereichern, erschien verlockend.

Diese Idee „brodelte“ ungefähr ein Jahr lang in Herrn Baarck. Eine Zeit, in der er viel darüber gelesen und sich mit Menschen, die selbst Schultherapiehunde besitzen, ausgetauscht hat. Informationen bei Versicherungen, Schulleitern, dem Ministerium und dem Veterinäramt wurden eingeholt. Er stellte fest: Eine Menge Hygiene- und Sicherheitsvorschriften gilt es zu beachten. Dabei muss der artgerechte Umgang mit dem Hund stets gesichert sein.

Der Einsatz eines Schultherapiehundes sollte also von langer Hand geplant werden, und so war der Beginn für den Frühling dieses Jahres vorgesehen. Wie das Leben so spielt, ergab sich aber bereits im Sommer 2016 die Möglichkeit, einen passenden Hund ganz in der Nähe zu bekommen. Freunde aus der Nachbarschaft nahmen einen „Geschwisterhund“ von Juli auf. So können beide regelmäßig miteinander spielen und gehen jede Woche gemeinsam zur Hundeschule – fast wie Kinder.

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Wie kommt Juli bei den Menschen an?

Harte Überzeugungsarbeit musste eigentlich nirgends geleistet werden: Schulleitung, Lehrer, Sozialarbeiter, Hausmeister, Eltern und allen voran die Kinder waren offen für das Projekt und haben es sehr unterstützt. Das ist auch wichtig, denn ohne diese Unterstützung wäre die Arbeit, Juli in den Schulalltag einzubinden, nicht zu schaffen.

Damit die Kinder sich von Anfang an in den Prozess eingebunden fühlten, durften sie bei der Namensfindung mitwirken. Es wurden viele Vorschläge gesammelt, diskutiert und ausgesiebt, bis sich am Ende alle auf „Juli“ geeinigt hatten. Im Alter von drei Monaten kam sie zum ersten Mal mit in die Schule. So konnte sie frühzeitig die Kinder und die Umgebung kennenlernen. Außerdem konnten die Kinder den Hund aufwachsen sehen. Denn als Welpe ist schließlich jeder Hund süß, aber es sollte auch niemand Angst vor dem ausgewachsenen Hund bekommen.

Um sowohl dem Hund als auch den Kindern bestmöglich gerecht zu werden, wurden genaue Regeln rund um den Schulhund-Einsatz festgelegt und besprochen. So ist zum Beispiel allen klar, dass der Hund in Ruhe gelassen wird, wenn er in seiner Box ist, dass Lärm und Hektik dem Hund schaden und dass weder Lebensmittel noch Gegenstände herumliegen dürfen.

 

Unterricht mit Hund

Juli im Klassenraum

Was bewirkt Julis Arbeit?

Julis Anwesenheit wirkt sich vor allem auf die Stimmung der Kinder aus. Sie kuscheln viel mit ihr, sie kann als „Belohnung“ eingesetzt werden und das hilft sehr dabei, einige Kinder zu motivieren. Die Kinder lernen, mit einem Hund umzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Diese Erfahrungen können sie auch auf ihr Alltagsleben übertragen. Juli sorgt für eine angenehme Arbeitsatmosphäre in der Klasse: Im Klassenraum ist es ruhiger und sauberer, seit sie anwesend ist. Davon konnten wir uns auch persönlich überzeugen, als wir den Erlös der „Hundekuchen-Aktion“ (hier geht es zum entsprechenden Bericht) in der Klasse überbrachten.

Julis pädagogische „Arbeit“ ist anders als die von Menschen. Sie hat keine Vorurteile und geht vorbehaltlos auf jeden zu. Das ermöglicht ganz neue Erfahrungen. Zum Beispiel konnte mit Flüchtlingskindern an der Grundschule „über den Hund“ leichter kommuniziert werden. Schüler, die nach Auseinandersetzungen aufgebracht und kaum ansprechbar gewesen waren, konnten sich wieder auf Gespräche einlassen, nachdem der Hund dazukam. Dies wurde auch in der „Insel“ beobachtet. Zehntklässler haben sich von Juli am Berufsinfoabend bei ihren Gesprächen begleiten lassen, weil sie so aufgeregt waren und der Hund beruhigend auf sie gewirkt hat. Dies sind nur einige erste positive Erfahrungen – wer weiß, was noch alles möglich ist?

Natürlich ist Juli nicht perfekt, denn sie ist noch jung, lernt noch und ist auch keine Maschine, sondern ein Lebewesen. So kann es auch einmal vorkommen, dass sie unruhig ist oder bellt, weil sie spielen möchte. Aber auch das ist für alle Beteiligten eine gute Gelegenheit, den Umgang mit unliebsamen Situationen zu üben, denn diese bleiben niemandem im Leben erspart.

 

Kuscheln mit Juli

Kuscheln mit Juli

Wie wird es mit Juli weitergehen?

Da Juli noch jung und in der Ausbildung ist, kommt sie derzeit nur an einem Tag in der Woche mit in die Schule. Dann ist sie für zwei Stunden im Unterricht dabei. Momentan wird sie auch nur in der siebten Klasse von Herrn Baarck eingesetzt. Wenn ihre Ausbildung abgeschlossen ist, wird sie im Schnitt an drei Tagen in der Woche für jeweils drei Stunden am Unterricht teilnehmen. Dann kommen auch andere Klassen in den Genuss ihrer Anwesenheit. Voraussetzung ist allerdings immer, dass es weder den Hund noch die Kinder oder andere Beteiligte zu sehr belastet.

Das Wesen eines Hundes bildet sich laut Literatur in den ersten 2,5 Jahren aus und so wird sich erst zeigen, wie sich das Projekt entwickelt. Zur Zeit läuft es aber prima. Die Ergebnisse sind toll und lassen auf mehr hoffen. Darum sind alle zuversichtlich, dass noch eine lange schöne Zeit mit Juli an der Schule vor uns liegt.

Der Einsatz eines Schultherapiehundes verlangt auch vom Lehrer einen außergewöhnlichen Einsatz. So muss zweimal im Jahr ein Attest vom Tierarzt vorgelegt werden, das die Gesundheit des Hundes bestätigt. Außerdem müssen Boxen angeschafft werden, die dem Hund als Rückzugsort dienen. Die Ausbildung des Hundes erfordert Zeit und Geld, sie geht über die „normale Hundeschule“ weit hinaus. Außerdem ist auch der Lehrer verpflichtet, regelmäßige Fortbildungen zum Thema zu absolvieren. Auch eine spezielle Versicherung ist nötig.

Weil wir die Anwesenheit des Schulhundes für sehr wertvoll halten, haben wir beschlossen, dieses Projekt zu unterstützen. Das ist möglich, weil wir durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und den unermüdlichen Einsatz vieler Menschen immer wieder Geld erwirtschaften. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die den Förderverein auf so viele Arten unterstützen! Wir hoffen, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler noch lange von den positiven Auswirkungen Julis an unserer Schule profitieren können.